Friday, November 02, 2007

Heilfasten nach Hildegard von Bingen

Wo willst du denn fasten, an dir ist ja eh nix dran!
Meine Idee an einer einwöchigen Fastenkur nach Hildegard von Bingen teilzunehmen stieß allerorts auf Ablehnung. Argumente dagegen gab es genug: der Körper braucht Nahrung um zu Überleben, so was Extremes kann nie gut sein, Entschlackt wird in einem Hochofen, unser Körper braucht nicht zu Entschlacken.
Doch da erinnern wir Hildegard Freunde uns an unser Lieblingsmotto:
"Der Körper soll mäßig essen, damit die Seele ihre Freude hat"
Und so ähnlich läuft auch das gemäßigte Heilfasten ab.

Morgends Dinkelbrei (Rezepte folgen), Mittags Gemüsesuppe und Brot (Rezept), Abends Suppe und Brot. Dazwischen Flohsamen. Ud alles gewürzt mit den bekannten und beliebten Hildegard Gewürzen: Bertram, Galgant, Quendel, Ysop um nur mal die wichtigsten zu nennen.
Ein Woche lang. Lächerlich. Dachte ich.
Wer sein Brot selber bäckt, weiß wie lecker das schmeckt und dass da gar keine Wurst oder Käse mehr nötig sind. Gemüsesuppe ist doch auch lecker, da kann man im Restaurant 6 Euro für ausgeben, wenn das eine lecker Minestrone ist.
Also eine Woche morgends Müsli statt Nutella Brot, Mittags und Abends Suppe mit Dinkelbrot und damit kann ich dann stolzen Hauptes geläutert und gereinigt auf die Weihnachtsgans zuschreiten.
Toll. Dachte ich.
Woher kann ich denn wissen, wie sehr dieses Wenige an äußerlicher Änderung mein Inneres Ich derart aus gelenkten Bahnen wirft? Dass dieses Sensibelchen noch immer dran zehrt und inzwischen recht aufmüpfig geworden ist?
Nein, denke ich, Nein, ich will nicht auf meine Seele hören, und mein Körper soll sich meinem Willen unterwerfen! Und die Vergangenheit soll gefälligst da bleiben wo sie versucht wieder herzukommen.
Aber alles der Reihe nach.
Wir waren zu dritt, die aus unterschiedlichen Motivationen am Heilfasten teilgenommen haben: Mein Lieblingstherapeut, der Osteopath, meine Freundin Solita und ich.
Der eine, weil die andere mitmacht, die dritte weil es wohl mal an der Zeit war.
Nach drei Tagen Brei und Suppe essen traf man sich, die Erfahrungen hätten unterschiedlicher nicht sein können.
Solita traf es wohl am härtesten. Der Brei verbrannt, die Suppe dünn, die Energie wurde immer weniger... An eine deftige und fleischreich Küche gewohnt hatte sie zunächst mit den ärgsten Nebenwirkungen und Risiken zu kämpfen. Und erlag in der zweiten Rund auch prompt einer Portion Pommes. Die schmeckte ihr nun leider so scheußlich, dass nur ein Hamburger helfen konnte. Und der half auch. Zumindest dem Äußeren Ich und der Gier.
Osteopath war quietschfidel, zwar äugte er nach jedem Eis, was ihm unter die Augen kam, aber er erfreute sich an ungewohnten Energieschüben.
Bei mir war alles wie immer.
Beim zweiten Treffen hatte sich die Welt verändert.

Fortsetzung folgt in der nächsten freien Pause...